Persönliche Worte von Kirchenpräsident Jung im Festgottesdienst

Am 1. Juni 1993 wurde der gemeinnützige Wiesbadener Verein „Seelsorge in Notfällen“ (SiN) gegründet – als der erste seiner Art in Hessen. Auf den Tag genau 25 Jahre später feiert er sein stolzes Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Wiesbadener Matthäuskirche. Die Gäste in der ersten Kirchenbankreihe spiegeln den besonderen Anlass wider: aktive Mitglieder der Notfallseelsorge in ihren reflektierenden, blaugelben Einsatzjacken.

Zurzeit sind es knapp 30 ehrenamtliche Einsatzkräfte, die von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr gerufen werden, um seelsorglichen Beistand bei Notfällen wie dem plötzlichen Tod eines nahestehenden Menschen, bei Unfall, Feuer oder in einer anderen akuten Krisensituation zu leisten. Ihnen widmete der SiN-Vorstandsvorsitzende Christoph Fliegen seine Begrüßungsrede. „In diesem Vierteljahrhundert hat Gott schützend seine Hand über uns gehalten. Manchmal blickten wir mit Sorge in die Zukunft, manchmal fehlte Geld. Was aber nie fehlte, waren Menschen in Not und vor allem Menschen, die sich auf den Weg zu ihnen machen.“

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Das aktive Team der Notfallseelsorge mit Pfarrer Andreas Mann, Notfallseelsorge-Beauftragter der EKHN (links außen), und dem hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung (rechts außen) vor der Matthäuskirche

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Eberhard Busch, Kirchenvorstandsvorsitzender der Matthäuskirche, Pfarrer Andreas Mann, Notfallseelsorge-Beauftragter der EKHN, sowie Christoph Fliegen, Vorstandvorsitzender vom Verein „Seelsorge in Notfällen“, und der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung vor dem Altar in der Matthäuskirche (von links)

Gestaltet wurde der Festgottesdienst unter anderem von Pfarrer Andreas Mann vom Evangelischen Pfarramt für Notfallseelsorge, dem Posaunenchor Geisenheim und Volker Jung, Kirchenpräsidenten der EKHN. Er fand in seiner Predigt ganz persönliche Worte zur Bedeutung der Notfallsorge, indem er über ein Schlüsselerlebnis 1998 sprach. „Während meiner Zeit als Pfarrer und Dekan in Lauterbach wurde ich telefonisch zu einer gerade verstorbenen jungen Frau gerufen, weil niemand sonst erreichbar war. Da ist mir doch der Schreck in die Glieder gefahren.“ Vor Ort habe er versucht, einfach präsent zu sein und ein Gebet zu sprechen. „In diesem Moment habe ich gespürt, wie wichtig ist es, dass in solchen Momenten jemand da ist“, sagte er und warf anschließend die Frage in den Raum: „Worauf kommt es in solchen Notsituationen also wirklich an?“ Wegweisend sei für ihn hier das Bibelzitat aus dem Zweiten Korintherbrief: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“ Für uns alle sei das die Zusage, dass wir gerade in Momenten größter Schwäche nicht alleine sind. „Wer in der Notfallseelsorge Menschen zur Seite steht, teilt Verzweiflung und zeigt durch sein Dasein zugleich, dass wir gemeinsam nicht von Gott verlassen sind.“ Nicht umsonst stehe auf den Urkunden der EKHN zur Beauftragung in der Notfallseelsorge: „Gott, lasse sie erfahren, dass deine Kraft in unserer Schwachheit mächtig ist.“

Die Bedeutung der Notfallseesorge wurde auch von den Gratulanten – darunter SiN-Gründungsmitglied Detlef Nierenz und Dekan Martin Mencke – unterstrichen. Schon zu Beginn hatte Eberhard Busch, Kirchenvorstandsvorsitzender der Matthäuskirche und selbst in der Notfallseelsorge aktiv, versichert, wie gerne die Gemeinde „räumliche Heimat“ für den Verein sei.

Im Anschluss an den Gottesdienst sprachen Stadtrat Christoph Manjura und Harald Kuntze, Mitglied im Ortsbeirat Dotzheim, wo sich die SiN-Geschäftsstelle befindet, wertschätzende Grußworte und übergaben eine Spende.

Brandoberrat Florian Erbacher betonte ebenfalls die gute Zusammenarbeit: „Die Notfallseelsorge ist heute aus Wiesbaden nicht mehr wegzudenken. Es ist mittlerweile Routine geworden, die kompetenten Helfer anzufordern. Durch sie können sich unsere Einsatzkräfte vor Ort ganz auf ihre Arbeit konzentrieren. Die SiN-Aktiven leisten wertvolle Unterstützung und Betreuung und führen bei Bedarf auch entlastende Gespräche mit den Einsatzkräften selbst.“

Vor dem anschließenden Empfang im Gemeindesaal gewährte Christoph Fliegen noch einen kurzen Einblick in die Geschichte des Vereins. Die Geburtsstunde vor 25 Jahren ist den beiden Gründungsmitgliedern, Pfarrer Andreas Mann und Detlef Nierenz, zu verdanken, die die damalige Versorgungslücke in Wiesbaden erkannt hatten. 1993 leistete der Verein echte Pionierarbeit und zählte auch bundesweit zu den ersten Einrichtungen seiner Art.

Am 1. April 1994 gingen die ersten Einsatzkräfte an den Start. Bis heute kommen sie aus ganz unterschiedlichen Berufen und arbeiten gleichberechtigt ehrenamtlich miteinander. Die Notfallseelsorge steht an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr bereit. Nach dem Motto von Erich Kästner „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ wurden bisher rund 3000 Einsätze absolviert; keine einzige Anfrage musste abgelehnt werden.

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Mitglieder des aktiven Teams der Notfallseelsorge sprechen die Fürbitten. In der Mitte: Pfarrer Andreas Mann, Notfallseelsorge-Beauftragter der EKHN
(Fotos: Beate Rasch/Ev. Dekanat Wiesbaden)